Engagement für regionale Kultur und Geschichtsvermittlung

Der Verein Civitas Landsberge e. V. engagiert sich aktuell in zwei zentralen Handlungsfeldern - zum Einen möchten wir das historische und vom Verfall akut bedrohte Gutshaus im Landsberger Ortsteil Gütz baulich retten und kulturell entwickeln und beleben. Damit soll in der Stadt Landsberg ein Kultur- und Bühnenhaus geschaffen werden, das weit über die Stadt hinaus strahlt und einen Ort für Begegnungen schafft. Um das Haus herum wird eine Reihe von Veranstaltungsformaten entwickelt - vom Theater über Konzerte bis hin zu historischen Handwerkermärkten und Festen. 

Zweites Projekt ist die Unterstützung der Stadt Landsberg bei der Erhaltung und Neuausrichtung des Landsberger Museums "Bernhard Brühl". Dieses musste 2019 geschlossen werden und ist aktuell ohne repräsentative Räumlichkeiten. Dies wirkt sich auch auf Landsbergs historisches Kleinod, die romanische Doppelkapelle St. Crucis aus. Die Mitglieder des Civitas Landsberge e. V. haben dazu eine eigene Arbeitsgruppe gegründet und sich mit der Stadtverwaltung vernetzt. 

Eine Übersicht bisheriger Vereins-Aktivitäten und Höhepunkte gibt es hier: 

Sunniwenti: Mittelalter-Treiben am Landsberger Felsen

Die Sonnenwende – seit Jahrtausenden ist sie ein Ereignis, das die Geschicke der Menschen lenkt. Lange vor dem Kalender war es der Lauf der Sonne, der von der Saat bis zur Ernte ihr gemeinsames Schaffen bestimmte. Ihr Leben orientierte sich an den Zeichen der Natur und sie waren abhängig von dem, was die Natur ihnen bot.

Eine der Attraktionen im Programm des Handwerkermarktes war das Schmieden unter zwei Hämmern.2007 und 2008 nahmen die Mitglieder des Civitas Landsberge e. V. diesen uralten Brauch zum Anlass für ein historisches Fest. Vor der grandiosen Kulisse der Landsberger Doppelkapelle (2007) und der Malzfabrik Landsberg (2008) erwarten die Besucher spannende Höhepunkte und entspannte Begegnungen mit der Geschichte. Allerlei Gesellen aus Alter Zeit zeigten ihr Können, boten ihre Waren feil und luden zum Gespräch ein. Es gab ein umfangreiches Bühnenprogramm zwischen ritterlichen Schwertkämpfen, historischem Schauspiel und Musik u. a. mit der Gruppe Horch und Cradem Aventure. Zum Finale am Samstag Abend wurde jeweils das große Sunniwenti-Feuer entzündet. 

Auf dem Markt gab es getreu dem Vereinsmotto authentisches Handwerk und mittelalterliches Markttreiben zu erleben und zu entdecken. Bei Schmied und Bogenbauer, bei der Töpferei, beim Kerzenzieher und bei der Wollfärberei sowie bei den Kräuter- und Heilfrauen konnten die Besucher einiges Wissenswertes erfahren. Historische Fechtvorführungen zeigten, wie effektiv das mittelalterliche Schwert wirklich war und wie schnell ein echter Kampf vonstatten ging. In der Klosterschule, initiiert und betreut von engagierten Landsbergerinnen, konnten Kinder das Rechnen nach Adam Ries und das kunstvolle Schreiben mit dem Federkiel erlernen. Auch ein kleiner Kräuter- „Schulgarten“ und eine Bastelstrecke waren aufgebaut. Für Kurzweil sorgten Auftritte des Thüringer Ritterordens, des Landsberger Spaßvereins sowie der Theatergruppen „Das Geierlamm“ und „Wildfang Spectaculum e.V.“ aus Halle. In beiden Jahren konnten wir uns jeweils über mehrere tausend begeisterte Besucherinnen und Besucher freuen und werden noch heute mit der Sunniwenti in Verbindung gebracht.

Regionalgeschichtliche Tagungen

Titelcover des Tagungsbandes "Peripherien sächsischer Geschichte"2010 und 2013 fanden zwei regionalgeschichtliche Tagungen zur Historie der Stadt und mit ihr verbundener Orte und Persönlichkeiten statt. Während wir die erste Veranstaltung noch in kompletter Eigenregie durchführten, unterstützten wir nach dem von uns gemeinsam mit dem Historiker Stefan Auert-Watzik entwickelten Format bei der zweiten Auflage tatkräftig die Stadt Landsberg als Veranstalterin. Beim ersten Mal ging es im großen Saal des Gymnasiums Landsberg anlässlich des 800. Todestages von Markgraf Konrad II. von Landsberg (gest. 1210) um „Die ‚Mark Landsberg’ – Herrschafts- und Kulturraum der frühen Ekkehardiner und Wettiner 936 – 1347“: So haben die Wettiner einst weite Teile des heutigen Mitteldeutschlands regiert. Fast vergessen ist jedoch, dass eine ihrer Hauptburgen im 12. Jahrhundert in Landsberg stand. Diese Jahrzehnte der mittelalterlichen Blüte, von denen heute nur noch die Romanische Doppelkapelle als steinerner Zeuge verblieben ist, standen bei der Tagung mit mehr als 80 Teilnehmern und Referenten u. a. aus Berlin, Halle, Freiberg und München, im Fokus. Umrahmt wurde die Tagung mit Speisen aus dem historischen Kochbuch und einem kulturellen Rahmenprogramm in der Landsberger Doppelkapelle. Unterstützt wurden wir durch die Stadt Landsberg, das Gymnasium Landsberg sowie den Landesheimatbund Sachsen-Anhalt e. V., den Verein Fürstenstraße der Wettiner e. V., das Museums der Stadt Landsberg und die studentische Forschungsgruppe zur Geschichte der Stadt Halle. Der Tagungsband „Peripherien sächsischer Geschichte“ wurde 2011 mit 300 Seiten neuester Erkenntnisse als Buch herausgegeben.

2013 folgte die zweite regionalgeschichtliche Tagung. Unter dem Titel „Zeiten und Wege – Historische, personelle und räumliche Vernetzungen Landsbergs zwischen Mittelalter und Moderne“ beleuchtete sie Vernetzungen historischer Landsberger Persönlichkeiten sowie die Landsberger Archäologie und die Bau- und Architekturgeschichte der Landsberger Doppelkapelle. Auch der Landesheimatbund Sachsen-Anhalt e.V. wurde als Netzwerkpartner des Civitas Landsberge e.V. erneut in die Veranstaltungsorganisation eingebunden. Und noch einmal fanden ca. 80 Teilnehmern aus der Region zum Gymnasium Landsberg. Es konnten durch das Vereinsnetzwerk einmal mehr Historiker aus ganz Deutschland als Referenten gewonnen werden. Das Programm erstreckte sich von Frauen der Landsberger Markgrafen, die sich als Klostergründerinnen u.a. in Köln, Weißenfels und Wienhausen in die Geschichte eingetragen hatten, über Vertreter des 17. und 18. Jahrhunderts (ein Naturdichter und ein Pfarrer) bis hin zur Baugeschichte der Doppelkapelle, die fundiert hinterfragt und in ein neues Licht gerückt wurde. Der diesmal von der Stadt herausgegebene Tagungsband "Zeiten und Wege" stellt dieses Wissen auf ca. 500 Seiten dar.

Beide Publikationen sind verfügbar - Band 1 (Peripherien sächsischer Geschichte, siehe Foto) beim Verein Civitas Landsberge e. V., Band 2 (Zeiten und Wege) bei der Stadt Landsberg. 

Vortragsreihe mit Heimatforschern

Zum Vortrag gab es auch kulinarische GeschichtsvermittlungFester Bestandteil der ersten Jahre (bis 2010) waren jährlich 2-3 Vorträge zur Regionalgeschichte, zu denen Vereinsmitglieder jeweils ein individuelles Rahmenprogramm gestalteten. So starteten wir im Frühjahr 2007 eine ganze Reihe mit dem Bitterfelder Heimatforscher und ehemaligen Museumsleiter Lothar Herbst. Neben seinem Einblick in die frühe Siedlungsgeschichte Landsbergs, der damaligen "Civitas Holm" gab es grüne Häpchen aus der Mittelalterküche. Es folgten u. a. Vorträge zur Rechtssprechung mit anschließender Vorführung eines historischen Gottesurteils, zur Frau im Mittelalter mit aphrodisierendem Mahl, zur Bildung im Mittelalter mit der vereinseigenen Klosterschule oder auch zum Bierbrauen. Lothar Herbst ist seit Ende 2007 auch Ehrenmitglied des Vereins Civitas Landsberge e. V.

Weiterhin entführte uns das Heimatforscher-Ehepaar Margit und Arthur Messerschmidt an den Lauf des Landsberger Strengbachs und hielten einen Vortrag zur Geschichte der Dörfer - von Bageritz bis Dammendorf - die das Gewässer verbindet.